23.04.2024 OTWorld

Start-ups in der Orthopädietechnik: Innovationen für eine bewegte Zukunft

Die Branche der Orthopädietechnik ist von essenzieller Bedeutung für Menschen mit Beeinträchtigungen. Ob Prothesen, Orthesen oder andere Hilfsmittel – sie alle spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Lebensqualität und der Wiedererlangung der Mobilität und Teilhabe für Millionen von Menschen weltweit. In diesem Kontext haben Start-ups in der Orthopädietechnik die Gelegenheit, durch Innovationen und kreative Ansätze einen signifikanten Beitrag zu leisten. Auf der OTWorld 2024 stellen sich 25 junge Unternehmen aus zehn Nationen vor. Wir haben den Gründern einige Frage gestellt und spannende Antworten erhalten.

Die Idee hinter einem Start-up in der Hilfsmittelbranche

Die Gründung eines Start-ups in der Orthopädietechnik kann auf verschiedenen Motivationen beruhen. Oftmals sind es persönliche Erfahrungen, die Gründer dazu inspirieren, in diesem Bereich tätig zu werden. Vielleicht hat ein Familienmitglied eine Mobilitätsbeeinträchtigung, oder die Gründer haben in der täglichen Versorgung von Patienten Verbesserungspotenzial entdeckt. So beobachteten die Gründer von OrthoHeal India während eines akademischen Projektes eine Reihe von Patienten, die unter Hautproblemen litten und bei denen die Behandlung mit orthopädischen Gipsverbänden sehr schwierig war – die Idee für einen Ruhigstellungsverband aus neuen, verträglicheren Materialien war geboren!

Darüber hinaus bietet die Orthopädietechnik-Branche ein enormes Potenzial für Innovationen. Neue Materialien, fortschrittliche Fertigungstechniken, sowie die Integration von Robotik und künstlicher Intelligenz eröffnen ungeahnte Möglichkeiten, die Funktionalität und den Komfort von Prothesen und Orthesen zu verbessern. Start-ups handeln oft flexibel und agil. Das ermöglicht es ihnen, schnell auf neue Trends und technologische Entwicklungen zu reagieren. Das bestätigt Moritz Möker, einer der Gründer von Holy Technologies: „Wir kamen zu dem Schluss, dass durch einen Neuanfang und durch den Einsatz modernster Technologien es für uns möglich sein würde, eine Lösung zu entwickeln, die wesentlich effizientere und nachhaltigere Bauteile ermöglicht, als bisher machbar.“

Herausforderungen für Start-ups in der Orthopädietechnik

National und international stehen Start-ups vor ganz ähnlichen Hürden. Eine der größten Herausforderungen sind die Zulassung und Zertifizierung neuer Produkte. Medizinische Hilfsmittel unterliegen strengen regulatorischen Anforderungen, um die Sicherheit und Wirksamkeit für die Patienten zu gewährleisten.

Die Einhaltung dieser Vorschriften erfordert Zeit, Ressourcen und Fachkenntnisse, was gerade für kleine Start-ups eine Schwierigkeit darstellen kann – eine Erfahrung, die auch die Firma Trivida in ihren Anfangstagen machen musste: „Es ist wichtig, sowohl analytisches als auch intuitiv-kreatives Denken einzusetzen, um mögliche Stolpersteine rechtzeitig zu erkennen und zu umgehen.“

Darüber hinaus ist der Markteintritt in der Orthopädietechnik-Branche oft mit hohen Kosten verbunden. Die Entwicklung und Herstellung von Prototypen, klinischen Studien, sowie Vertriebs- und Marketingaktivitäten erfordern erhebliche Investitionen, bevor überhaupt Umsätze generiert werden können. So war es auch für das Unternehmen Tendo AB aus Schweden in den Anfangstagen die größte Herausforderung, Förderung zu generieren und Investoren zu finden. Ihr Tipp: mit möglichst vielen verschiedenen Menschen sprechen und um Unterstützung bitten.

Tipps für angehende Unternehmensgründer

Auch die anderen Ratschläge, die die jungen Unternehmer angehenden Unternehmensgründern mit auf den Weg geben, ähneln sich – ganz gleich, ob die Unternehmen aus Deutschland, Großbritannien oder Indien kommen. Ganz weit oben auf der Liste: ein starkes Netzwerk. Denn: „Nur so können die eigenen Visionen mit den tatsächlichen Bedürfnissen und Wünschen der Zielgruppe in Einklang gebracht werden.“, weiß Phil Janßen von der Firma Steets.

Auch Durchhaltevermögen ist eine Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Weg, so René Schiller von der Firma Veomedical: „Bleibt beharrlich dabei und lebt eure Vision! Ohne unsere Leidenschaft hätten wir es nicht geschafft.“ Aber bei aller Begeisterung darf Besonnenheit und Weitsicht nicht fehlen. „In der dynamischen Welt der Unternehmensgründung ist es entscheidend, auf Veränderungen und Herausforderungen schnell zu reagieren.“, so Myriam Lyngg von Macu4, „Seid bereit, eure Strategien zu überdenken, euer Geschäftsmodell anzupassen und auf das Feedback von Kunden, Investoren und anderen Stakeholdern einzugehen.“

Und zu guter Letzt möchte Francesco Ciriello von der Firma Ortopedia3d jungen Gründern Mut machen: „Never stop trusting your ideas.“

Besucher können sich darauf freuen, diese Start-Ups auf insgesamt drei Sonderflächen in der Halle 3 kennen zu lernen.

Leipziger Messe, Martin Klindtworth
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